23. Oktober 2016 bis 03. Dezember 2016

Martina-Sofie Wildberger - Speak up!

 Performances: 

Samstag, 29.10. / 5.11. / 12.11. / 19.11. / 26.11. / 3.12.2016
jeweils 14–17 Uhr

mit: Tobias Bienz, Denise Hasler und Tanja Turpeinen

sic! Raum für Kunst ist während dieser Ausstellung nur Samstags geöffnet.

Martina-Sofie Wildbergers künstlerische Praxis umfasst Textarbeit sowie Lectures und Performances. Ihr Interesse gilt der erzählerischen Ebene, dem Rhythmus und der akustischen Artikulation von Sprache. In ihren performativen Arbeiten behandelt sie medienspezifische Fragestellungen und thematisiert das Verhältnis von Akteur/in und Publikum. Dabei spielen Texte, die von der Künstlerin selbst oder von weiteren Teilnehmern der Performance vorgetragen werden, eine zentrale Rolle. In der zusätzlichen Kopplung des mündlichen Vortrags mit präzise choreografierten Bewegungsabläufen der Performenden oder grafisch gestalteten Bildträgern werden die Texte räumlich und sinnlich erfahrbar.

Während eines sechsmonatigen Atelieraufenthaltes in New York von Januar bis Juni 2016 hat Martina-Sofie Wildberger Texte entwickelt, die die Frage «pourquoi prenons-nous la parole?» (dt. «warum ergreifen wir das Wort?») poetisch und sprachreflexiv beleuchten. Worüber sprechen wir und wofür ergreifen wir das Wort? In welchem kulturellen Zusammenhang steht dabei das Gesprochene? Wann wird das eigene Sprechen politisch und wann poetisch?

Das Nachdenken über die Mechanismen sowie die zentrale Bedeutung des Sprechens für die mündliche Kommunikation erhielt für die Künstlerin vor dem Hintergrund der amerikanischen Präsidentschaftswahlen eine besondere Aktualität und Dringlichkeit. Bei der Teilnahme an den öffentlichen Reden von Hillary Clinton und Bernie Sanders zur Vorauswahl der demokratischen Präsidentschaftskandidaten war sie mit der programmatischen Form der politischen Rede konfrontiert. Die einfache und repetitive Rhetorik einerseits und die Begeisterung sowie die fehlende kritische Distanz der Versammelten für das Gesprochene andererseits frappierten die Künstlerin. In diesem Kontext wird das Sprechen zum spektakulären Erlebnis, das stellvertretend für die individuelle Aussage des Einzelnen steht.

Ausgehend von dieser Erfahrung setzte sich Martina-Sofie Wildberger mit sprachphilosophischen Konzepten zum Sprechakt als «symbolischem Akt» auseinander wie ihn Michel Certeau in «La Prise de parole» (1968) beschreibt sowie mit dem veränderten Umgang öffentlicher Meinungsäusserung in ihrer eigenen Generation.

Für die Performance «Speak Up» sind Texte entstanden, die auf persönliche Art und Weise dieses Spektrum der mündlichen Meinungsäusserung reflektieren: Fragmente des alltäglichen Sprechens werden mit historischen Reden kombiniert, geloopt, verfremdet und so poetisch aufgeladen. Der Aspekt der Mehrsprachigkeit als zeitgemässe Kommunikationsform und der damit verbundene Prozess des Übersetzens spielt dabei eine wichtige Rolle.

Die für den Ausstellungsraum konzipierte Inszenierung sieht vor, dass die Texte von drei Performenden während der ganzen Ausstellungsdauer einmal wöchentlich vorgetragen und choreografiert werden. Im freien kombinatorischen Spiel der einzelnen Textbausteine erhält das Gesprochene in jedem Vortrag neue Sinnzusammenhänge und Bedeutungen.

Begleitend zur Ausstellung erscheint die 8. Ausgabe von «LACK», einem experimentellen Druckerzeugnis von sic! Raum für Kunst, das von Martina-Sofie Wildberger als Erweiterung zur Performance konzipiert wird. LACK-Nummer 8 wird von Philippe Gertsch gestaltet. (Hier können Sie das Lack #8 bestellen.)

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Die Ausstellung wird untersützt von:
République et Canton de Genève
Oertli Stiftung